Pro-republican bias of the Australian media
This is usually an English blog. However, I was asked to explain to a German audience the situation of Monarchists in Australia. The unashamedly pro-republican bias of all Australian media is a phenomenon that is hard to explain to Germans. Republicans may think that the Monarchy is outdated, which is a point of view not shared by Monarchists, who - after all - won the 1999 referendum. However, this victory has never been accepted by the media, Monarchists and the Monarchy hardly get a fair go in the newspaper colums and the TV news. The nearly total 100 percent support Australian journalists give to the cause of a republic is not compatible with an objective and neutral news coverage that a German audience expects from its media.
A slightly shorter version of the article below was published in “Corona No. 12” (corona_redaktion@yahoo.com). In case you are interested in a translation, please contact me.
Medienpolitik – Politik der Medien
Glaubt man die Aussagen der Anhänger des bundesrepublikanischen Systems, dann fallen einem Grimms Märchen ein: „… und alle lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.” Die republikanische Staatsform scheint ein perfekt funktionierendes Gemeinwesen hervorgebracht zu haben, zu dem, so wird bestimmt, es keine Alternative gibt. Der Endpunkt der Glückseligkeit.
Wie man ein bestehendes System den Menschen, die eigentlich ganz gut mit ihm gefahren sind, vermiest, zeigt Australien, wo 1999 die Republikaner in einem Referendum den Monarchisten unterlagen. Das hindert sie aber nicht, den Wechsel zu einer Republik als „inevitable“ (unvermeidlich) zu proklamieren. Sie sind sich zwar nicht einig, welche Art von Republik an die Stelle der Monarchie treten soll, aber sie wissen: Sie können immer wieder Anläufe unternehmen, um die Monarchie abzuschaffen. Die Anhänger der Monarchie brauchen nur einmal zu unterliegen und sie erhalten keine zweite Chance.
Deshalb ist es interessant zu untersuchen, wie man die Festung sturmreif schießt.
Grundregel Nummer 1 lautet für die australischen Medien: Berichte nur Negatives über die Monarchie oder die königliche Familie. Wenn die Namen der Mitglieder des Hauses Windsor genannt werden, dann immer nur im Zusammenhang mit Skandalen – oder dem, was die Journalisten glauben, daß die Leser/Zuschauer dafür halten. Jüngst wurde gemeldet, daß Prince Charles im vergangenen Jahr mit seinen wirtschaftlichen Aktivitäten eine Million Pfund mehr eingenommen habe als im Vorjahr. In einer Gesellschaft wie der australischen, wo soviel Wert auf materiellen Verdienst gelegt wird, sollte dies eine positive Nachricht sein. Und daß der Fürst von Wales 40% Steuern bezahlt, müßte eigentlich Mitleid erregen bei allen, die geschickt Schlupflöcher ausnutzen. Doch für den Thronfolger gelten andere Regeln. Zwar wird zugestanden, daß der Prinz nicht vom Steuerzahler für seine Arbeit entlohnt wird, sondern seine Ausgaben mit Einkünften auf dem Herzogtum Lancaster bestreitet, aber dies ruft nur Neid hervor. Dabei wird geflissentlich verschwiegen, daß die Überschüsse, die Prince Charles, seine Frau Camilla und die beiden Söhne William und Harry nicht für ihren Einsatz und Lebensunterhalt aufwenden, in die Stiftungen des Prince of Wales einfließen.
Prince Andrew, der Herzog von York, steht auf der Civil List der Königin, mithin wird er vom Steuerzahler finanziert. Ihm wird zur Last gelegt, er sei ständig unterwegs. Die Medien verliehen ihm dafür den zweifelhaften Titel eines „Meilenkönig“ der königlichen Familie. An den Vorwürfen ist wahr, daß Prince Andrew mehr Flugkilometer zurücklegt als alle anderen und deshalb auch bei den Reisespesen eine Spitzenposition einnimmt. Doch er ist seit 2001 Sonderbeauftragter des Vereinigten Königreichs für internationalen Handel und Investitionen, was natürlich mit vielen Reisen verbunden ist. Ein Blick auf seine Webseite (http://www.royal.gov.uk/output/Page5766.asp) könnte den Kritikern zeigen, wohin ihn seine Flüge führen. Um einen solchen Repräsentanten der britischen Wirtschaft würden sich andere Länder reißen. Wem sonst stehen buchstäblich alle Türen offen? Stattdessen werden kleinkrämerisch die Flugkilometer addiert und man blickt neidisch auf die angeflogenen Länder, ganz so, als seien die heruntergerissenen Flüge das Nonplusultra des Vergnügens.
Niederschlag in den australischen Medien fand auch die Bitte Ihrer Majestät, die britische Regierung möge außerhalb der Civil List eine Million Pfund für dringende Renovierungsarbeiten an Buckingham Palace bewilligen. Die Bitte wurde abgeschlagen und ganz flotte Leserbriefschreiber empfahlen der Königin, doch eines ihrer Gemälde auf den Markt zu werfen, als seien sowohl der Palast wie auch die Kunstschätze darinnen ihr Privateigentum. Vielleicht sollte sie Buckingham Palace den Tourismusbehörden anbieten, denn kaum ein Wahrzeichen Londons wird so oft besucht und photographiert wie der Amtssitz (!) der Königin.
Grundregel Nummer 2: Berichte nur Triviales. Ein mitteilungssüchtiger Hausangestellter wird sich leicht finden lassen, der den Medien gegen Bares irgendwelche „Enthüllungsgeschichten“ ausplaudert. Jüngst machte ein Buch des Kochs der Königin Schlagzeilen und wie es sich für klassisches Küchengewäsch gehört, hatte der Herr der Töpfe nichts als Belanglosigkeiten über die kulinarischen Vorlieben und Abneigungen zu berichten. Sicherlich hätte auch der Chefkoch des Weißen Hauses einiges zu sagen, wenn man ihn ließe oder wenn er einen Verleger fände.
Im gleichen Zeitraum, da diese Nichtigkeiten in Australien Schlagzeilen produzierten, eröffnete die Queen die neue Sitzungsperiode des schottischen Parlaments und sie hielt dabei eine bemerkenswerte Rede, über die aber ebenso wenig berichtet wurde wie über ihre Ansprache an die neugewählten Abgeordneten der walisischen Versammlung oder ihren Anteil an der Regierungsbildung ihres neuen Premierministers Gordon Brown. Deshalb lautet Grundregel Nummer 3: Erwähne nie die verfassungsrechtlichen Aufgaben der Monarchin, so daß niemand bemerkt, welche staatspolitischen Aufgaben erfüllt werden.
Bezug zu Australien?
Ist jemandem aufgefallen, wie wenig all diese Themen mit Australien zu tun haben? Macht nichts. Auf jede dieser Veröffentlichungen reagieren LeserInnen mit dem Hinweis: „It’s time to cut ties with Britain. It is time to be independent.“ Niemand in Deutschland würde bezweifeln, daß Australien ein unabhängiger Staat ist. Wenn das Land abhängig ist, dann von den USA, aber nicht von den Anweisungen der Regierung Ihrer Majestät in London. Keiner der Protestierer geht auf die Tatsache ein, daß weder die Königin noch ein Mitglied der königlichen Familie ein Gehalt vom australischen Steuerzahler beziehen. Dem Neidkomplex genügt es, wenn solche Geschichten aus Großbritannien downunder genüßlich breitgetreten werden. Die veröffentlichten Berichte drehen sich um die königlichen Finanzen, Beziehungskrisen – vermeintliche und wirkliche -, Mißgeschicke und Alltagsbanalitäten.
Und wenn wirklich australisches Geld ins Spiel kommt, zum Beispiel bei Aufenthalten der Königin in Australien, wird die Volksseele hochgekocht. Dann rechnen die Kommentatoren jeden Cent nach und wissen doch das Ergebnis im vorhinein: VIEL zu teuer! Gleichzeitig schreiben sie aber auch, daß die Monarchie nicht relevant sei, denn man sehe ja die Königin viel zu selten. Und im übrigen würde sie auch keiner mehr sehen wollen. Bei ihrem letzten Aufenthalt in Australien, im März 2006, nannte kein einziges Print- oder elektronisches Medium Ort und Zeitpunkt, wo die Begegnung der Monarchin mit ihrem Volk möglich war. Es erforderte einiges Suchen im Internet, um an diese Informationen zu gelangen. Die öffentlich-rechtliche ABC schaffte es gar, den mehr als 24-stündigen Aufenthalt Königin Elizabeths in Melbourne auf ganze 15 Sekunden in den Hauptnachrichten einzudampfen. Und davon waren noch 7 Sekunden den protestierenden Aborigines gewidmet, die die königliche Präsenz dazu nutzten, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Die Fernsehberichterstattung war meilenweit vom Beispiel des WDR entfernt, der im November 2004 beim Staatsbesuch der Königin in Nordrhein-Westfalen fast ununerbrochen die Königin live ins Haus brachte.
Mit Grundregel Nummer 4 greifen die australischen Medien ganz tief in die Mottenkiste: Werde emotional. “It will break my heart if I don't die in the Republic of Australia.” Es triefte nur so vor Rührung in einem Meinungsbeitrag, den die Melbourner Tageszeitung The Age zwei Tage nach dem Queen’s Birthday Feiertag am 13. Juni 2007 veröffentlichte. “How embarrassing is it that we aren't a republic? I cringe when I meet folks from abroad and they realise that we are still part of the Commonwealth.” Und so schnulzt sich die Dame, deren Namen wir aus Höflichkeit lieber nicht nennen, auf einer Viertelseite durch die Vorurteile. Und träumt im Schlußsatz davon, daß ihr das Herz breche, wenn sie nicht in einer Republik sterben kann. Eigentlich müßte sie ja schon seit Jahrzehnten tot sein, denn Australien kannte seit 1788 nichts anderes, als die monarchische Staatsform.
Rationale Monarchisten versus emotionale Republikaner
Monarchisten argumentieren zu rational mit all den verfassungsrechtlichen Vorteilen, die ein parteiunabhängiges Staatsoberhaupt hat. Republikaner setzen dem nur Ressentiments entgegen. Doch um der Gefahr zu entgehen, daß Republikaner doch von den Einwänden überzeugt werden könnten, greift Grundregel Nummer 5: Laß in Debatten nur Anhänger der Republik zu Wort kommen. Erzeuge damit den Eindruck, die ganze Nation sei ja eigentlich schon auf dem Republiktrip, bloß du begreifst das nicht. Medien und die meisten Politiker marschieren so Arm in Arm der Zukunft zugewandt. Die paar monarchistischen Politiker, die es in der Liberalen oder der Nationalen Partei noch gibt, werden als völlige Reaktionäre dargestellt, die eben nicht auf „das“ Volk hören. Die Australian Labor Party hat keine monarchistischen Dissidenten, denn wer dort gegen die offizielle Parteidisziplin verstößt, wird ausgeschlossen. Soviel zum Thema „innerparteiliche Demokratie“.
Hat man schon das Referendum nicht gewonnen, läßt man die Monarchie in Australien eben leise sterben. Grundregel Nummer 6 empfiehlt, die Symbole der Krone zu entfernen. Sie werden in den Medien nicht mehr erwähnt. Wer noch einen Adelstitel trägt, dem entziehen die Medien den Ritterschlag. Die Krone fehlt nun an Brücken, auf Gedenkplaketten, in offiziellen Büros. Die Landespolizeichefin von Victoria ordnete an, das Portrait der Königin in den Amtsstuben abzuhängen, um stattdessen – eines von sich selbst anzubieten. Den hohen juristischen Rang eines Queen’s Councillors (QC) ersetzte man durch einen Senior Councillor (SC). Klingt ja auch gleich viel bedeutender, nicht wahr? Als ob es nicht schon vor Senior Managern wimmeln würde. Die Medien unterstützen das Abschneiden dieser alten Zöpfe.
Da Monarchisten in Australien keinen Zugang zu den Massenmedien haben, bleibt ihnen als einzig wirksames Gegenmittel die Veröffentlichung eigener Informationsblätter und das Internet. Während sie im Printmedienbereich nicht sehr erfolgreich sind, stellen die elektronischen Medien durchaus ein Gegengewicht dar.
Bei allem Bemühen der Republikaner, die monarchistischen Landsleute ins Aus zu stellen, ist es erstaunlich, daß sich die Zahl der Befürworter der Krone seit dem Referendum 1999 nicht nach unten entwickelte, sondern ganz im Gegenteil sogar stieg. Die Australier haben ein gesundes Mißtrauen gegenüber Politikern, für die sie stimmen müssen, denn es besteht Wahlpflicht. Wenn also die Politiker die Republik unisono für eine grandiose Errungenschaft halten, wecken sie eher die Skepsis des Durchschnittsaustraliers.
Ob diese überkommene Distanz zu den Politikern auch in einem weiteren Referendum zum Tragen kommen wird? Bei den Parlamentswahlen, die in diesem Jahr noch stattfinden müssen, könnte nach zehn Jahren die Labor Party an die Schaltstellen der Macht zurückkehren. Premierminister in spe, Kevin Rudd, erklärte zwar, die Republik sei ganz tief auf seiner Prioritätenliste angesiedelt, doch erwarten alle Beobachter erst ein in der Verfassung nicht vorgesehenes, deshalb unwirksames Plebiszit und anschließend ein Referendum, das die Monarchiefrage endgültig klären soll. Gewinnen dabei erneut die Monarchisten, könnten sie für vielleicht zehn Jahr Frieden haben. Aber die Republikaner werden weiter an ihrer Demontagearbeit festhalten. Die Grundregeln 1 bis 6 erlauben keine Pause.
Saturday, 28 July 2007
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2 comments:
I would be interested in a translation, if that's not to much to ask
Brian, can you please contact me how you want the translation? Please give me your e-mail address. My e-mail address is in the profile.
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